»center peep«
berlin biennale 1998
Ein kleines Loch in einer Außenwand der „Kunstwerke Berlin“ fand 1998 starkes Interesse der Besucher von Berlins erster Kunstbiennale. In Fish-Eye-Perspektive und auf dem Kopf stand dort der Berliner Fernsehturm, eingerahmt von einem alten Berliner Hinterhof. Obwohl beide Motive hinlänglich bekannt waren, überraschte ihre Perspektive und Kombination von Weite und Enge, die mit der menschlichen Neugier gegenüber allem Verstecktem spielte und zugleich unerwartete Blickwinkel auf Berlin-Mitte anbot. Konstruiert war hier der Blick, der nicht, wie viele Besucher vermuteten, nur einer besonderen Linse zu verdanken war, denn das Loch in der Wand war keineswegs auf den Fernsehturm ausgerichtet.
Den ausgeprägten Voyeurismus der Großstadtbewohner sprachen die Architekten Armand Grüntuch und Almut Ernst mit ihrer Arbeit „center Peep“ erfolgreich an, denen eine perforierte Wand und ungewohnte Blickwinkel eine andere Wahrnehmung auf den städtischen Raum eröffneten. Das kleine Werk besaß schon damals alles, was beider Architekten Grundhaltung zur Stadt kennzeichnet: einen starken urbanen Sensualismus bar des Spektakulären, ein luzides Spiel mit Gegensätzen und mit Vertikalen im Stadtraum als auch eine überraschende Durchdringung und Durchlässigkeit unterschiedlicher Räume und Körper, die ihren Akteuren mittels Transparenz und Perforation unerwartete Erfahrungen eröffnen.
Claus Käpplinger im Katalog zur Ausstellung urban upgrade